Brauchtum zu Weihnachten und Christkind.

Wie sehen Engel aus?

In der Schule und im Kindergarten, überall haben sie Engel gebastelt. Und Mutti hat noch einen Holzengel, den sie auf den Adventsbaum stellen will. Aber jeder Engel sieht anders aus. Caro hat einen wunderschönen Engel aus Goldpapier gebastelt. David hat einen geknetet, und Rüdiger hat einen aus schwarzem Karton ausgeschnitten. Er hat nur die Umrisse stehen lassen und buntes Transparentpapier dahinter geklebt. Es sieht wirklich schön aus. „Dein Engel noch nicht einmal Flügel!“ lacht Caro und betrachtet kritisch den Engel, den David geknetet hat.
„Engel brauchen keine Flügel!“ schreit er. „Die fliegen auch so!“
Da lachen die beiden Großen den Kleinen aus. Nur Mutti lacht nicht. Sie ist sogar ein bisschen ärgerlich.
„Macht euch nur lustig!“ sagt sie. „“Ihr habt ja alle schon einmal einen Engel gesehen und wisst genau, wie sie aussehen!“
Caro und Rüdiger hören auf zu lachen. Nein, ein Engel hat keiner gesehen. Da hat Mutti recht. „Wenn sie so lieb aussehen würden wie deiner“, meint Mutti, „dann hätten sich die Hirten damals bestimmt nicht so sehr gefürchtet!“ „Vor deinem aber auch nicht!“ meint Rüdiger und betrachtet Muttis Holzengel näher.
„Aber Flügel hat er ja auch. Und auf allen Bildern, die ich kenne, haben Engel Flügel!“ „Was meinst du?“ fragt Mutti. „Fotos oder Bilder?“ „Bilder natürlich!“ lacht Rüdiger. „Engel kann man doch nicht fotografieren!“ „Aber die Maler wussten genau, dass sie Flügel haben?“ „Ach Mutti!“ sagt Caro. „Die Maler haben sie sich vorgestellt. Und weil sie vom Himmel zu den Menschen kamen, brauchen sie eben Flügel!“
„Sie konnten die Engel nicht so einfach kommen und verschwinden lassen wie im Raumschiff Enterprise!“ Rüdiger spürt selbst, dass das ein schlechter Witz war.
Doch Mutti antwortet ganz ernst darauf: „ES ist nicht dümmer als das mit den Flügeln!“ sagt sie. „Nur daran dachten die Maler damals noch nicht. Jedenfalls hat keiner von ihnen wirklich einen Engel gesehen.!“
„Aber es gibt doch Engel?“ fragt David jetzt und blickt Mutti ängstlich an. „Wenn Gott eine Botschaft für die Menschen hat, dann schick er Engel zu ihnen“, sagt Mutti. „Engel sind die Boten Gottes!“
„Und dann fragst du mich nach Fotos von Engeln?“ Rüdiger schüttelt den Kopf.
„Man weiß nie, ob man vielleicht nicht doch noch einen Engel begegnet ist!“ antwortet seine Mutter leise.
„Gott kann auch Engel zu uns schicken, die so wie alle anderen Menschen aussehen! Vielleicht begreifen wir erst viel später, dass es wirklich seine Boten waren, die Gott zu uns auf die Welt geschickt hat!“
„Hast du Fotos von ihnen?“ fragt David und sieht seine Mutter ernst an. Da holt sie ein Buch mit Bildern und schlägt ein paar Seiten auf. „Das könnte einer gewesen sein!“ sagt sie. „Albert Schweitzer. Er ging zu den Schwarzen nach Afrika. Sein Leben lang hat er alles für sie getan, was er konnte.“
Rüdiger schaut auf ein anderes Foto, das Mutti aufgeschlagen hat. „Das ist doch die Mutter Theresa!“ sagt er. „Sie hilft den Armen in Indien!“
„Manche nennen sie den Engel der Armen!“ erinnert sie Caro. „Aber das sagt man, doch nur so. Genau wie Vater zu dir Engel sagt!“
„Das sagen viele von ihr!“ sagt Mutti. „Nicht nur einer!“
Sie seufzt. „Aber solange wir alle nicht wissen, wie Engel nun wirklich aussehen, müssen wir uns mit denen behelfen, die wir hier haben!“ Ganz behutsam nimmt sie den kleinen Knetengel von David in die Hand. „Gefällt er dir?“ fragt David. „Ich habe ihn extra für dich gemacht!“
„Sehr gut!“ lacht Mutti. „Deshalb stelle ich ihn auch neben meinen Holzengel! Dann stehen zwei wunderschöne Engel nebeneinander.“
„Und meiner?“ fragt Caroline.
„Den stellen wir hinten auf die Eckbank. Dann können wir ihn beim Essen immer wieder ansehen und über ihn freuen!“

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